Zu gehen verschafft ein Gefühl von Freiheit.
Es ist das Gegenteil von schneller, höher, weiter.
Alles bewegt sich langsamer, wenn ich gehe,
die Welt scheint sanfter zu werden.
Zu gehen ist ein Freiraum.
Wenn man ruhiger atmet, lauscht,
den Boden unter den Füßen spürt,
wird es ein ganz anderer Tag.
Mit all den Dingen um sich herum
vertraut zu werden, braucht Zeit.
Als würde man eine Freundschaft aufbauen.
Der Berg dort vorn,
der sich langsam verändert, je näher du ihm kommst,
wird zu einem guten Freund, noch bevor du ihn erreichst.
Deine Augen, Ohren, Nase, Schultern, Bauch und Beine
sprechen zu dem Berg, und der Berg antwortet.
Die Zeit dehnt sich aus,
du zählst sie nicht mehr in Minuten und Stunden.
Und genau hier liegt das große Geheimnis,
das alle, die gehen, miteinander teilen:
Das Leben dauert länger, wenn man geht.
Gehen verlängert jeden Augenblick.
Erling Kagge
aus: GEHEN. WEITER GEHEN
Seminarraum mit Sonnenterrasse im Hotel Kreuz, Buchboden
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